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TVD verhilft Tiermedizinern auf den Gipfel – Der Aufstieg! – Teil 3

Was tut jemand, der 12 Stunden lang am Bahnhof auf den Zug wartet?  In sich gehen und Nachdenken! Was aber, wenn der Zug einen Tag Verspätung hat?

Natürlich haben wir uns mit den Leuten unterhalten und angefreundet. Wir fanden heraus: in Tansania ist Reisen entweder schnell und lebensgefährlich oder sehr langsam. Nachdem wir in Überlandbussen mehrfach neue Geschwindigkeitsrekorde brachen und in Dalla Dallas vor Enge fast erstickt wären, haben wir uns dieses Mal für den Zug entschieden.

Nach nun drei Wochen auf der Farm bringt uns der Zug für 20 Dollar nach Dar es Salaam, der inoffiziellen Hauptstadt Tansanias. Mit 40km/h geht es durch die Steppe. Auch wenn wir aufgrund der Verspätung unsere weitere Reiseplanung ändern müssen, genießen wir doch diesen noch so kleinen Anschein von “Luxus“. Kim drückt es passender aus: “Das ist wie eine Kreuzfahrt an Land“. Wir halten an jedem kleinen Ort an. Das ermöglicht uns bei den Einheimischen für durchschnittlich 50ct eine Mahlzeit oder Snack zu kaufen. Zwei Tage später als gedacht kommen wir endlich in Dar es Salaam “Dar“ an. Nach dem Einchecken ins Hotel geht es für uns direkt auf einen riesigen Markt. Hier ist Vorsicht ist geboten! Nicht nur wegen Taschendieben – sondern ganz besonders wegen der Moskitos und anderer Krankheiten. Was wir erfahren: 1/3 der Bevölkerung sind hier mit HIV infiziert. Wir möchten daher vorsichtig sein. Weiter geht es in das Getümmel des Marktes. Es ist üblich zu verhandeln.Auch wir werden immer besser in diesem Sport, bei dem es am Ende immer zwei Gewinner gibt. Doch dann passiert es: Kim wird krank und erkrankt an Durchfall. Was tun? Ob es an der fehlenden Cholera-Impfung lag? Wir wissen es nicht. Aber was wir wissen: Unsere Medikamente helfen nicht. Dann passiert ein kleines Wunder. An diesem Abend handle ich genauso, wie man es nicht tun sollte. Als Weißer allein in der Nacht in den Hinterstuben Essen erwerben, einem Guide folgen, ihm vertrauen und unser Hotel zeigen. Aber von vorn…

Kim liegt krank im Hotel. Ich bin allein unterwegs und will noch schnell Bananen kaufen. Da treffe ich unser kleines Wunder: einen Äthiopier . Er sagt:“ Did you ever met a man who got shot?“ Ich werde mich immer an diese Worte verbunden mit den großen Wunden des Mannes erinnern , er nun mein Guide zu sein scheint. Eigentlich wollte ich keinen Guide. Diese verlangen meist viel Geld für ihr Geschäft und bringen einen wenig voran. Außerdem wollen wir nicht das Klischee erfüllen, dass Weiße wohlhabend sind. Zumal das Geld meist direkt wieder auf den Kopf gehauen wird. Ich stelle also von Beginn an klar, dass er anstelle von Geld Obst bekommt. Wir kommen überein. Bald ist auch der Grund für Kims Infektion ausgemacht: Es ist das Wasser. Und zwar das abgepackte Wasser in Flaschen. Denn die Einheimischen verwenden die Flaschen geschickt weiter, wenn sie leer sind und befüllen sie mit wieder mit Straßenwasser. In diesem Moment bin ich wirklich froh, den Äthiopier kennen gelernt zu haben. Denn er kennt auch einen Ausweg. Zu allererst sollen wir beim Wasserkauf auf den Flaschenboden achten. Außerdem gibt es zwei Früchte, die den Durchfall stoppen: die Kokosnuss und ein Gewächs, welches an einen Igel erinnert. “Gib mir 10000 und vertrau mir!“ sagt der Äthiopier zu mir und ich gebe ihm umgerechnet die 4 Euro. Davon kauft er das zweite Medikament, die Igelfrucht. “Gib ihm das weiße Fleisch und morgen ist er wieder gesund. Es ist übrigens die teuerste Frucht Tansanias.“ Und tatsächlich! Kim wurde gesund und die Reise konnte weiter gehen.

Unser zweiter Glücksfall ereignet sich direkt vor unserem Hotel. Wir treffen einen Safarianbieter. Kim träumt seit Kindertagen von einer Safari. Ich träume davon, so wenig Geld wie möglich dafür auszugeben. Ich handle den Anbieter daher mächtig herunter, denn ich weiß: Er muss sein Auto voll bekommen. Übrigens: Das Wort “Safari“ hat sich in den allgemeinen Sprachgebrauch für Tierbeobachtung eingebürgert. Es kommt aber tatsächlich aus dem Afrikanischen und bedeutet Reise.

Zwei Tage später geht es los. Es gibt wirklich enorm viel zu sehen. Welch große und vielfältige Herden großer Säugetiere in Afrika einmal überall unterwegs waren. Außerhalb der Parktore ist davon leider nichts mehr zu spüren. Umso besser, dass es die Parks noch gibt.

Der Berg

Nun sollte sich zeigen, wozu ich eine Flagge von TVD aus Deutschland mit dabei hatte. Diese hatte ich nämlich zuvor zugeschickt bekommen, damit klar wird: TVD unterstützt mich nicht nur finanziell, sondern ist auch mental voll an meiner Seite. Bei jedem mir wichtigen Meilenstein wollte ich ein Foto machen und Flagge zeigen.

An diesem Morgen sollte es von Arusha aus zum Kilimanjaro gehen. Der Kilimanjaro ist das Dach Afrikas und knappe 6000m hoch. Noch nie hatten wir, bis auf ein paar Wandertouren in den Alpen, einen Berg bestiegen. Deshalb entschieden wir uns für eine etwas einfachere Route auf den Berg. Was man vorher wissen sollte: Für eine solche Expedition werden große Mengen Material und Ausrüstung benötigt. Angefangen bei der Kleidung. Die muss nämlich für alle Klimazonen geeignet sein (vom Regenwald über Wüstenklima bis hin zu ewiges Eis). Essen und Wasser für Uns und die Bergführer sind natürlich essentiell. Und natürlich: die Flagge. Das alles wird von den Porters den Berg bis zu den Camps hoch getragen. Für Kim und mich wurden zwei Guides und sechs Mann Begleitpersonal benötigt.

Ein wichtiger Meilenstein:

Tag 1

Mit dem großen Toyota Landcruiser werden wir vom Hotel abgeholt. Wir fahren zum Tor des Nationalparks und melden die Tour an. Ab jetzt geht es zu Fuß durch den Regenwald. Immer wieder begegnen uns Affen. Am Nachmittag erreichen wir dann das erste Camp. Nach einer kurzen Pause machen wir noch einen abendlichen Ausflug zu einem der Krater. Durch Zufall treffen wir an diesem Tag Gary, einen kanadischen Immobilienmakler mit seiner Frau. Gary lebt am selben See, an dem ich selbst nach dem Abitur gelebt hatte. Auf Anhieb verstehen wir uns. Durch die Kanadier wird uns auch Shey, eine Psychologin aus New York vorgestellt. Von den Kanadiern bekommen wir ein Medikament gegen Höhenkrankheit. “I wanna see you guys on the top!“ sagt Gary, als er mir die Pillen übergibt. Und wieder einmal zeigt sich: Das Beste an Reisen sind die Menschen, die man trifft und mit denen man spricht.

Tag 2

Nach dem Aufstehen gibt es das alltägliche “Wash wash“, wie es unser Bergführer nennt. Das ist eine Schale mit warmen Wasser und gleichzeitig die einzige Hygiene, die es in den Camps gibt. An diesem Morgen aber sollte ich nicht direkt aus der Cabin kommen können. Jemand hatte von außen abgesperrt. Erst dachte ich, es wäre ein Affe gewesen. Aber dann stellte sich beim Frühstück heraus: Es war Gary, der sich nachts verlaufen und in zehn Hütten gelaufen war.

Es ist ein kalter Morgen, als wir die Baumgrenze erreichen. 8 Stunden werden wir heute laufen müssen, um das zweite Camp zu erreichen. Auffallend ist besonders der Vegetationswechsel. Wir haben nicht mehr das Gefühl in Afrika zu sein. Es erinnert eher an Nordspanien. Am Camp angekommen treffen wir Shey wieder. Die beiden Psychologen Kim und sie verstehen sich prächtig. Auch wenn unsere Guides nicht sehr davon begeistert sind, begleiten wir sie auf ihrem Abendausflug zum Zebra Rock. Wir werden einen ganzen Tag im Camp zur Akklimatisation zusätzlich haben. Shey Gary und seine Frau jedoch werden umkehren und nicht bis zum Summit aufsteigen. Wir machen noch ein paar fantastische Aufnahmen vom beindruckenden Nachthimmel, bevor Kim und ich als einziges die eiskalte Dusche nutzen.

Tag 3

Wir müssen uns an diesem Morgen von unseren lieb gewonnenen Wegbegleitern verabschieden. Tatsächlich fällt uns der Abschied über den Wolken schwer. Aber wir planen schon ein Wiedersehen in Canada. Der Rest des Tages wird zur Akklimatisation genutzt.

Tag 4

Heute geht es wieder weiter. Wir werden durch eine kalte kahle Steinwüste laufen bis zum Basecamp auf ca 5000m über NN. Hier packt mich zum ersten Mal die Höhenkrankheit. Jetzt nehme ich Garys Pillen in Überdosis, doch es hilft nichts. Zähne zusammen beißen! Ein paar Schmerzmittel nehmen und versuchen zu schlafen. Zum Abendessen werden wir wieder geweckt. Es gibt noch ein kurzes Briefing für morgen. Dann heißt es Sachen packen, denn morgen ist der große Tag. Um 0 Uhr werden wir aufbrechen, damit wir den Sonnenaufgang auf dem Gipfel erleben können.

Tag 5

Es ist der 13.09.17 um 22Uhr 55 – die Neonröhren beginnen zu flackern. Alles erinnert an die ABC Alarmübungen bei der Bundeswehr. Doch anstelle eines mies gelaunten Feldwebels steht unser Bergführer in der Tür, der uns mit den nicht weniger durchdringenden Worten “Good morning guys! How are you?“ endgültig aus dem Land der Träume reißt.  Die Ausrüstung war zum Glück schon “gestern“ gepackt worden. Jetzt zählt jede Minute beim Ankleiden. Dank einer guten Ladung Schmerzmittel, Anti-Durchfallmittel, Diamox, einer Tasse Tee und dem obligatorischen Stuhlgang geht es raus in die Nacht. Dem steilsten Teil des Berges entgegen…

Mein Herz rast. Der Sauerstoffanteil liegt nur noch bei etwa bei 50%, aber an Aufgeben ist nicht zu denken. Jetzt fangen die ersten Halluzinationen an, doch dann ist es auch schon geschafft. Um halb sechs Uhr morgens erreichen wir mit der aufgehenden Sonne den Gipfel! Was für ein Gefühl! Wir stehen auf dem Dach Afrikas und blicken hinab auf die Wiege der Menschheit! Es ist wie in einem Rausch. Benebelt machen wir noch ein paar Erinnerungsfotos mit der TVD-Flagge. Ich hatte sie bereits gestern zur Vorsicht um die Kamera gebunden. Und da weht sie trotz Steinen als Gewicht im Wind. Vor lauter Hysterie leider verkehrt herum. Aber die mentale Message bleibt in mir Hängen.

Jetzt geht es wieder bergab. Wir waren die erste Gruppe oben gewesen und jetzt kommt uns eine Schar von Menschen entgegen. Wir erreichen das Base Camp und auch meine Wanderschuhe, die ich mir von einem afrikanischem Second Hand Händler “ertauscht“ hatte, machen das Abenteuer gut mit. Nach einer Mütze voll Schlaf geht es weiter bis zum vorletzten Camp, wo wir die Nacht verbringen.

Tag 6

Schon am Abend vorher wurden wir mehr oder weniger diskret darauf hingewiesen, dass ein obligatorisches Trinkgeld zu entrichten sei. Heute wird es dann eingefordert. Dazu soll gesagt werden, dass es in Tansania kein Problem darstellt mit 60ct am Tag satt zu werden. Ein gut bezahlter Arbeiter erhält täglich 15 Dollar Lohn. Die Träger erhalten (je nach Tarif) mindestens 20 Dollar, die Guides sogar mehr. Leider hat der Tourismus dazu geführt, dass die Arbeiter sich daran gewöhnt haben, mindestens 10 Dollar pro Tag und Person oben drauf zu verdienen (schwarz!). Wir konnten und wollten nicht mehr geben als umgerechnet 80 Euro pro Person. Das führte dazu, dass von nun an nicht mehr mit uns gesprochen wurde. Unten angekommen geht es weiter auf vier Rädern zum Flughafen. Eigentlich war uns eine Dusche vorm Abflug versprochen worden. Als wir an einer Lodge halten, wollen wir nachfragen. Nun stellen Sie sich vor, dass in Ostafrika Menschen verhungern. Wir betreten also die Rezeption und eine Tansanierin zählt vor unseren Augen 100 Dollarscheine. Sie erklärt uns dann, dass unter 40 Dollar keine Dusche zu haben sei. Was für eine Ironie! Wir lehnen ab. Dann verlassen wir dieses Land eben mit dem Geruch von sechs Tagen Berg an uns – wohl dem Gewissen weitere zwei Tage bis nach Hause zu brauchen…