Was bin ich als Mensch, Partner, Elternteil, Freund oder Arbeitnehmer eigentlich wert? Wer sagt einem das? Oder wie finde ich es heraus? Es gibt viele Rollen, die wir täglich einnehmen. Die Frage ist daher nicht leicht zu beantworten. Vereinfacht kann sich jeder selbst fragen, was er für seine jeweilige Rolle braucht, um auf der einen Seite zu überleben (finanzieller Aspekt) und andererseits glücklich zu sein (emotionaler Aspekt). Denn wenn wir über den Wert des einzelnen Menschen sprechen, dann ist dieser doch sehr individuell nach der eigenen Lebenssituation zu beurteilen.
Der finanzielle Aspekt bezieht sich auf das, was jeder für sich grundsätzlich an finanziellen Mitteln benötigt, um der jeweiligen Rolle gerecht zu werden. Beispielsweise benötigt eine Mutter mit 2 Kindern ein Zuhause inkl. aller Nebenkosten, Möbel, Lebensmittel für den Haushalt, ausreichend Kleidung etc. Alles, was über den essentiellen Bedürfnissen steht, beurteilt jede Mutter anders: Etwa, ob sie ein Auto braucht oder doch lieber ein Fahrrad mit einem Fahrradanhänger für die Kinder.
Der emotionale Aspekt jedoch ist viel bedeutender. Er gibt vor, welche Werte jemand braucht, um zufrieden zu sein. Und Glück beurteilt jeder anders. Für den einen ist es Bodenständigkeit, z.B. in den eigenen Vier Wänden zu wohnen, für den anderen der Drang nach Freiheit, z.B. viel zu reisen. Auch der emotionale Aspekt benötigt oft finanzielle Mittel, ist aber nicht von diesen abhängig. Demnach ist der Wunsch nach Ruhe, Zufriedenheit, Gesundheit etc. etwas, was man nicht kaufen kann.
Auch angestellte TierärztInnen nehmen verschiedene Rollen ein. Eine aber ganz Besonders: Sie sind ArbeitnehmerInnen.
Es ist nie verkehrt, den eigenen Wert der Arbeitskraft zu kennen, wenn man sich in einem Angestelltenverhältnis befindet oder in ein anderes wechseln will
Rein betriebswirtschaftlich lässt sich eine einfache Rechnung aufstellen: Man nehme den Jahresnettoumsatz eines angestellten Tierarztes und teilt diesen durch 5. Anschließend noch einmal durch 12, um den Bruttomonatslohn zu bestimmen, der mindestens bezahlt werden sollte.
Beispiel:
250.000€ / 5 = 50.000€ /12 = 4166,67€ Mindestbruttolohn
In der Realität sieht das leider oftmals anders aus, da die angestrebten Umsätze meist nicht erreicht werden. Das hat unterschiedliche Gründe: Nicht korrekte oder unvollständige Rechnungen an die Patientenbesitzer etwa führen dazu, dass oft einige Positionen nicht ausreichend abgerechnet werden. Hier macht eine Prozessoptimierung Sinn. Oder aber es kommen schlichtweg zu wenig Kunden in die Tierarztpraxis, da auf Marketing teilweise oder vollständig verzichtet wird. Oftmals zahlen Praxisinhaber trotz guter Umsatzzahlen dennoch zu geringe Gehälter an ihre Mitarbeiter aus.
Die finanzielle Entlohnung der Arbeitskraft ist nur ein Aspekt unter vielen in einem guten Arbeitsverhältnis. Wenn aber Rechnungen beglichen, Mieten bezahlt und auch noch Rentenvorsorge betrieben werden muss, kommt unweigerlich die Frage auf: Was kostet eigentlich mein Leben? Was muss ich verdienen, um einen gewissen Lebensstandard zu erreichen? Warum bleibt immer so wenig übrig? Kann ich mir eine Familie leisten? Der Bund angestellter Tierärzte geht in einem Webinar auch diesem Thema auf den Grund (mehr dazu am Ende dieses Artikels).
Natürlich zählen viele „Soft Skills“, also besondere Talente, Charaktereigenschaften etc. zur Berechnung des Bruttoarbeitslohnes ebenfalls dazu, z.B. ob ich ein Teamplayer bin oder eine besondere Begabung habe. Gerade für die Kundenbindung können zwischenmenschliche Eigenschaften und das gewisse Fingerspitzengefühl für Mensch und Tier entscheidend sein.
Es macht Sinn, diese betriebswirtschaftlichen Zahlen mit den eigenen finanziellen und emotionalen Wünschen abzugleichen bzw. zu erweitern. Denn jeder definiert nach dem eigenen Lebensstandard, was für die persönliche Lebenssituation wichtig ist.
Die Wahl des richtigen Arbeitgebers ist ebenso essentiell wie den passenden Mitarbeiter zu finden
So wichtig es für einen Tierarzt ist, den qualifizierten Mitarbeiter für seine Tierarztpraxis zu finden, so essentiell ist es auch für einen angestellten Tierarzt, den für sich idealen Arbeitgeber ausfindig zu machen. Schon im Praktikum, während des Tiermedizinstudiums, ist es ratsam, die Ohren offen zu halten. Aber auch danach gibt es mittlerweile viele Plattformen, auf denen ein jobsuchender Tierarzt nach freien Stellen suchen kann. Entweder ganz klassisch in den tierärztlichen Printmedien oder im Internet. Während hier Portale wie Stepstone, Indeed und Co. alle Branchen einschließen, finden Tierärztinnen auf Plattformen wie etwa jobs.vet, Tierärztekammern oder der Homepage des potenziellen Arbeitgebers schon eher passende Stellenangebote. Oft macht es auch Sinn, sich im Freundes-/ & Bekanntenkreis umzuhören, denn viele Stellen werden erst gar nicht ausgeschrieben, sondern durch Empfehlungen z.B. von Mitarbeitern besetzt.
Welche Kriterien ein stellensuchende (-r) Tierarzt/-in hat, ist individuell von den persönlichen Wünschen abhängig, dennoch sollten ein paar Rahmenbedingungen stimmen
1 Angemessenes Gehalt in Anlehnung an die Erfahrung (BaT-Standards, ggf. Bundestierärztekammer-Empfehlung, bpt-Empfehlungen sind nicht mehr zeitgemäß und als unterstes Minimum zu beurteilen)
2 Geregelte Arbeitszeiten (max. 48 Stunden pro Woche, besser 40 Stunden) und Arbeitszeiterfassung nach Arbeitszeitgesetz
3 Vergütung für Wochenend-/Notdienste und Überstunden und Zeitausgleich
4 Professionelle Einarbeitung, Anfänger mindestens 3 Monate, mit Erfahrung 2-4 Wochen
5 Regelmäßige mindestens halbjährliche Team- und Mitarbeitergespräche
6 Kostenlose Unterkunft, wenn Bereitschaftsdienst vor Ort
Die folgenden Empfehlungen sind Möglichkeiten, das Arbeitsverhältnis individuell anzupassen. So kann das Gehalt zwar geringer ausfallen, aber wird durch z.B. die Option eines Dienstwagens oder regelmäßigen Fortbildungen aufgewertet werden:
7 Fortbildungsbudget pro Jahr (vergleiche BaT-Standards oder mehr als ca. 500 – 1000 Euro) + Freistellung für Fortbildungen an Werktagen (gesetzlich: mind. 5 Tage im Jahr)
8 Betriebliche Altersvorsorge & Krankenversicherung
9 Beteiligung an Freizeitangeboten: freie Getränke/Essen, Sportkurse
10 Dienstwagen auch für privat
Der BaT hat mit seinen BaT-Standards Empfehlungen herausgebracht, wie ein guter Arbeitsvertrag aussehen könnte. Diese sind online für jeden einsehbar und stehen zum Download bereit.
Tipps für das Bewerbungsverfahren
Praktische Tierärzte legen Wert auf persönliche Fähigkeiten, nicht auf die Noten, die im Lebenslauf stehen (wuidegoas.com berichtete). Einsatzwille und das Bestreben, diesen auszubauen, sind mehr wert als jede Zahl auf dem Zeugnis. Aus diesem einfachen Grund ist häufig ein direkter Anruf zielführender als ein langes Bewerbungsschreiben. So können potenzielle Arbeitgeber schneller identifizieren, ob der Bewerber ins Team passt.
Aber auch der Jobsuchende selbst profitiert davon: Vereinbart der Bewerber ein Vorstellungsgespräch in Verbindung mit einem Probearbeitstag, kann sowohl der zukünftige Chef als auch der Bewerber herausfinden, ob das zukünftige Arbeitsverhältnis passt. Ein Probearbeitstag macht auch deshalb Sinn, weil der Bewerber so die Möglichkeit bekommt, mit allen Mitarbeitern ein Gespräch zu führen, um herauszufinden, wie z.B. die Stimmung der Mitarbeiter in der Praxis untereinander ist und welche Arbeitsstrukturen vorherrschen. Unser Tipp: Das erste Bauchgefühl täuscht nie!
Ein intelligenter Job-Agent hilft zukünftig, das passende Match zu finden
Leider erleben wir in der täglichen Beratung, dass die Verknüpfung zu marktgerechten Spezialisierungen und der eigenen Entscheidung für einen Karriereweg nicht synchron laufen. Daher haben wir uns entschieden die Karriereplattform jobs.vet für TiermedizinerInnen zu entwickeln. Wir bieten Studierenden der Tiermedizin und angestellten Tierärzten u.a. folgende Services:
Wir haben diesen intelligenten Job-Agenten entwickelt, um das Matching zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern zu verbessern. So können beide Seiten sehr detailliert Wunschangaben einstellen. Auch Softskills spielen sowohl auf Arbeitnehmer-, als auch auf Arbeitgeberseite eine große Rolle.