Kaum eine Zeit forderte Studierende mehr als während der Covid-19-Pandemie: Den Stoff im Selbststudium erlernen – mit wenig bis gar keiner praktischen Lehre. Gleichzeitig sollen Dozenten dieselben Inhalte des Studiums nun online vermitteln und sich gleichzeitig den technischen Herausforderungen stellen – ob das gut gehen kann?
Über 20 Teilnehmer/innen (Studierende & angestellte Tierärztinnen) diskutierten in unserem Online-Stammtisch gemeinsam mit dem Bund angestellter Tierärzte e.V. und dem bvvd e.V. über das Thema:
„Welchen Einfluss hat Covid-19 auf die tiermedizinische studentische Ausbildung und angestellte Tierärzte/-innen?“.
Menschenleere Hörsäle und Uniflure – stattdessen Online-Meetings im Jogger von zu Hause aus. Das sind Uni-Vorlesungen in Zeiten von Corona. Veterinär-Studierende trifft es besonders hart, denn das Studium der Tiermedizin gilt als eines der lernintensivsten. Nun sollen die Inhalte größtenteils im Selbststudium ohne Begleitung erlernt werden. Erstsemester sind besonders gefordert, da der Studienbeginn allein schon eine Umstellung bedeutet. Die Vortragsqualität ist abhängig vom Dozenten bzw. Dozentin – auch stehen beide Seiten vor der technischen Herausforderung, die es zusätzlich zu meistern gilt.
Und dann wären da noch die vielen Praktikumsabsagen, die vor allem die Schlachthöfe und Ämter betreffen, und Ängste mit sich bringen, nicht genug Berufserfahrung sammeln zu können oder nicht die notwendigen Zulassungsbescheinigungen für die Abschlussprüfungen beisammen zu haben.
Wir haben einmal die besten 5 Ideen aus dem Online-Stammtisch zusammengefasst, die Sie sich (Studierende und Dozenten) während der Zeit durchs Online-Studium gegenseitig unterstützen können:
1. Regelmäßiges Feedback geben
Es ist für alle eine neue Situation, daher ist regelmäßiges Feedback, sowohl für den Dozenten/die Dozentin als auch für die Studierende entscheidend für die zukünftige Qualität des Studiums. Sind Sie Dozent/Dozentin? Fordern Sie es aktiv ein!
2. Gemeinsamer Fragenkatalog
Sicher gehen vielen Studierenden die gleichen Fragen durch den Kopf, die teilweise unbeantwortet bleiben. Sammeln Sie diese Fragen zentral, z.B. über einen „Semestersprecher“ oder die Fachschaft und fordern Sie bei Ihrem/Ihrer Dozent/Dozentin eine separate Fragestunde ein, die nur für diesen Fragenkatalog gedacht ist. So profitieren alle gemeinsam! An die Dozenten/Dozentinnen: Auch Sie können solche Fragenkataloge einfordern.
3. Lernzielkataloge schaffen Struktur
Struktur ist das A und O im Selbststudium. Ein Lernzielkatalog hilft, die Ziele des jeweiligen Fachs im Blick zu behalten und kann dabei als Checkliste genutzt werden. Lernzielkataloge eignen sich sowohl langfristig, z.B. für ein Semester, als auch für kürzere Phasen, z.B. nach Thema/Kapitel.
4. Interaktive Video-Vorlesungen/Tutorials als Ersatz für Anatomie/Propädeutik/ Pathologie
Die fehlende Präsenzlehre wirkt sich vor allem auf die Fächer Anatomie / Propädeutik und Pathologie aus. In wenigen anderen Fächern ist das praktische Üben am Tier bzw. Organ so essentiell. Ersatz können Video-Aufzeichnungen oder Live-Übertragungen bringen, die in die Online-Vorlesungen eingebaut werden.
5. Neue Formen von Praktika
An den Uni-Standorten Berlin und München ist geplant, Online-Kurse von Schlachthöfen anzubieten. Damit jeder auch praktische Erfahrung sammeln kann, werden Praktika dann stundenreduziert angeboten. Sicher etwas zum Abschauen!
Den motivierendsten Satz für Studierende aus dem Online-Stammtisch möchten wir an dieser Stelle weitergeben:
Das Studium der Tiermedizin macht Studierende lediglich berufsfähig – zu einer/m guten Tierärztin/Tierarzt werden Sie mit dem Einstieg in den Beruf! Und da werden Sie in den ersten Wochen und Monaten alles an praktischen Fähigkeiten erlernen, was Sie benötigen.