Für die koch- und sportbegeisterte Melissa Austermann (23) war jeder Tierarztbesuch mit ihren Kaninchen ein Erlebnis. Schon in der Schulzeit bewunderte sie die Tierärzte/-innen und Tierarzthelfer/-innen und entschied sich deshalb ihr Schülerpraktikum in einer Tierarztpraxis zu machen. Damit legte sie den Grundstein für ihr jetziges Studium an der LMU München.
TVD: Wie hast du die Zeit vor Beginn des Studiums erlebt?
M: Die Tierärzte, mit denen ich während meiner Ausbildung und meiner Zeit danach in der Tierklinik und in der Tierarztpraxis gearbeitet habe, haben mir immer viel aus ihrer eigenen Studienzeit erzählt. Das war sehr wertvoll, da ich dadurch schon vor Beginn des Studiums gut über die Anforderungen des Tiermedizinstudiums Bescheid wusste.
Ich war unglaublich froh und dankbar für den Studienplatz, den ich nicht sofort bekommen hatte, war aber auch gespannt und aufgeregt, ob das Studium wirklich so zeit- und lernintensiv ist, wie mir die ehemaligen Kollegen erzählt haben.
TVD: Welche Eigenschaften muss ich aus deiner Sicht für das Tiermedizinstudium besitzen oder ausbauen?
M: Tierliebe ist natürlich Grundvoraussetzung. Klar muss man mit Tieren gut umgehen können, aber auch der empathische Umgang mit Menschen ist ein wichtiges Thema im Beruf als Tierärztin.
Es gibt Fächer, z.B. Anatomie, die erfordern das Lernen einer großen Menge an Fakten, die man jederzeit abrufen muss. Das erfordert ein gewisses Maß an Fleiß! Außerdem ist es wichtig, den Ehrgeiz zu entwickeln, die zu behandelten Themengebiete selbstständig zu erarbeiten und dabei einen kühlen Kopf zu behalten.
Aus meiner Sicht sind die wichtigsten Eigenschaften die tägliche Eigenmotivation, Organisationstalent und ein hohes Maß an Wissbegierigkeit. Alles andere kann man lernen!
TVD: Dieses Jahr beginnen die Studierenden erstmals im Home-Schooling. Welche Herausforderungen bringt das „digitale Studieren“ mit sich?
M: Klar ist es praktisch, wenn man sich den Weg zur Uni spart und die Vorlesungen zu Hause schauen kann. Die Professoren/-innen und Dozenten/-innen vermitteln die Inhalte auf vielfältige Weise (Zoom-Vorlesungen, Online Testate, Vorlesungsunterlagen, Videos von Präparaten, etc.) sehr gut. Wer eine gute Selbstorganisation besitzt, ist damit optimal bedient.
Den persönlichen Austausch mit Kommilitonen/-innen und Dozenten/-innen kann aber trotzdem nichts ersetzen. Denn besonders schwierig ist es z.B., nicht „präppen“ zu können. Das freie Präppen mit höheren Semestern war für mich immer eine enorm große Hilfe und fehlt.
TVD: Ist das erste Jahr dann wie erwartet verlaufen oder doch ganz anders?
M: Ein Professor an der Uni sagte mal zu mir: „Sie drehen sich um und stehen im Physikum.“ Er hatte Recht – das erste Jahr ist viel schneller umgegangen als gedacht. Ein bisschen Sorge hatte ich vor der ersten Klausurenphase, aber jetzt kann ich sagen, dass das alles machbar ist.
TVD: Was würdest du heute mit dem Wissen von damals genauso machen?
M: Ich war von Anfang an unglaublich motiviert, weil ich mich gefreut habe, dass ich die Chance bekomme, Tiermedizin zu studieren. Auch wenn es mal stressig war, habe ich mir immer wieder vor Augen gehalten, dass ich all das nur für mich und meinen Traum, Tierärztin zu werden, mache. Umso leichter viel dann das Lernen.
TVD: Was würdest du heute mit dem Wissen von damals anders machen?
M: Ich bin ein Mensch, der sehr schnell gestresst ist. Deshalb würde ich jetzt viel ruhiger ins Studium gehen und mir von Anfang an einen Ausgleich neben dem Studium suchen, um „runterkommen“.
Ganz wichtig ist, den Druck rausnehmen! Auch ohne einen Abschluss mit einer 1,0 kann man eine gute Tierärztin werden!
TVD: Gibt es weitere Tipps, die du deinen Kommilitonen/-innen im ersten Semester mit auf den Weg geben kannst?
M:
1. In Gruppen und von höheren Semestern lernen
Falls das „freie Präppen“ angeboten wird, kann ich das echt nur empfehlen. Es ist eine gute Möglichkeit, sich mit Kommilitonen/-innen aus den eigenen Semestern und dem höheren Semestern auszutauschen. Besonders vor den Testaten haben wir uns zusammengesetzt und sind alles noch einmal durchgegangen.
2. Nicht mit anderen vergleichen
Um den Druck rauszunehmen, sollte sich keiner mit Kommilitonen/-innen vergleichen. Das stresst und ist nicht hilfreich. Es ist völlig in Ordnung, beim ersten Versuch nicht zu bestehen.
3. Überlegen, welche Lernmaterialien wirklich wichtig sind
Es ist nicht verkehrt, sich vorher zu überlegen, welche Lehrmaterialien wirklich sinnvoll sind. Viele Skripte tun es nämlich auch! Die Bibel der Tiermedizin, den Nickel, ist aber ein Muss. Hier ist es sicherlich nicht verkehrt, sich wieder mit höheren Semestern auszutauschen.